Aussteller und ihre Kunden signalisieren: Raus aus dem Krisenmodus (Neumünster) Die 69. NordBau stand fünf Tage ganz im Zeichen von Aufbruch und Transformation. Kurz vor dem offiziellen Auftakt der Messe…
Der Irrglaube an den Schottergarten
Warum ein vermeintlich pflegeleichter Kiesgarten schnell zum Eigentor wird
Viele Menschen verbinden mit einem Schottergarten die Verlockung einer pflegeleichten Gestaltung.
Doch dies entspricht nicht der Realität. Wer einmal versucht hat, Laub aus Kieseln zu harken oder Unkraut zwischen Pflastersteinen zu zupfen, der weiß: Die bessere Wahl ist ein Garten, der einfach zu pflegendes Grün und Stein harmonisch kombiniert. Das Ergebnis: klima- und insektenfreundliche Oasen, die weitaus weniger zeitintensiv sind als jeder Kiesgarten.
Zu Beginn sieht alles so schön aus! Strahlend weiße Kiesel gruppieren sich um ein – und tatsächlich häufig nur ein – skulpturales Formgehölz inmitten eines ansonsten steinernen Vorgartens. „Keine Sträucher schneiden, kein Laub harken“, denkt sich so mancher Hauseigentümer erleichtert, während er einen Schottergarten anlegt. In den meisten Fällen nicht wissend, dass diese Art der Gartengestaltung gemäß Landesbauordnung aus ökologischen Gründen nicht nur untersagt ist, sondern weitaus mehr Nachteile als vermeintliche Vorteile hat.
„Es gibt eigentlich nichts, was für einen Schottergarten spricht“, sagt Achim Meierewert, Geschäftsführer des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein, in dem die anerkannten landschaftsgärtnerischen Fachbetriebe des Landes organisiert sind. „Steine speichern Wärme und glühen im Sommer wie ein Backofen nach. Das führt zu einem heißen, unwirtlichen Kleinklima direkt am Haus. Hinzu kommt, dass Schotter keinerlei Lebensraum für Tiere und Insekten bietet. Die Biodiversität sinkt auf null.“ Dass ein Schottergarten pflegeleichter ist als ein bepflanztes Pendant, kann der Experte ebenfalls nicht unterschreiben. Im Gegenteil, sagt Meierewert, wehe im Herbst Laub in die Kiesgärten. Dieses sammele sich zwischen den Steinen, wo es sich zu Humus zersetze, der wiederum hervorragenden Nährboden für die von Windböen und Vögeln verbreiteten Unkrautsamen liefere. „Neben dem Unkraut machen sich in schattigen Ecken Moose, Algen und Flechten auf den Steinflächen breit. Deshalb sehen Schottergärten von Jahr zu Jahr immer schmuddeliger aus“, lautet das ernüchternde Fazit.
Die Lösung: PflegEleichte Pflanzkonzepte
Was also tun, wenn man einen schönen Garten möchte, aber keinen grünen Daumen oder zu wenig Zeit für die Gartenarbeit hat? Die Empfehlung der Expertinnen und Experten für Grün lautet: ein professionelles Konzept, das mit ausgewählten Pflanzen den Garten im Laufe der Zeit immer schöner macht, Tieren einen Lebensraum bietet und außerdem einen regenerativen Erholungsraum direkt vor der Haustür schafft. Und das Ganze mit minimalem Pflegeaufwand.
Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Keineswegs: „Auf die Mischung kommt es an“, weiß Achim Meierewert. „Es gibt mittlerweile zahlreiche Staudenmischpflanzungen für alle erdenklichen Standorte im Garten, die nicht nur viel Blütenpower an den Tag legen, sondern sich bereits ab dem zweiten Standjahr als außerordentlich pflegeleicht erweisen. Oftmals reicht es schon aus, nur einen Teil des Gartens umzugestalten, um in die ‚positive Kleinklimazone‘ zu kommen!“
Was wohin passt, weiß der Landschaftsgärtner, der Boden und Standort berücksichtigt und die Pflanzung zudem fachmännisch vornimmt. Natürliches Mulchmaterial, gerne aus regionalem Natursteinsplitt, hält die Feuchtigkeit länger im Boden und verhindert den Unkrautwuchs, bis sich die Pflanzendecke schließt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Pflege ein Kinderspiel und der Anblick des Gartens eine wahre Freude.
Foto: AdobeStock/Osterland
Ein bisschen Stein darf sein
Eine weitere gute Nachricht: Niemand muss in seinem Garten gänzlich auf Natur- oder Betonstein verzichten. Fachmännisch verbauter Stein in Form von wasserdurchlässigen Belägen, Natursteinmauern, Sitzsteinen, Arrangements aus Stauden und Findlingen oder als Mulchmaterial unter einer Staudenpflanzung steigert sogar die Biodiversität und wirkt optisch attraktiv. Pflanzen sollten dabei jedoch stets den Ton angeben.
„Diese Art der Einbindung von Steinen in Pflanzflächen hat nichts mit Schottergärten oder Steinwüsten zu tun, da der Gestaltungsschwerpunkt eindeutig auf einer insektenfreundlichen Bepflanzung liegt“, betont Achim Meierewert. In diesen Gärten klappt dann auch die wichtige Kühlfunktion des Grüns, und hier fühlen sich Tier und Mensch gleichermaßen wohl. Die Bank im Vorgarten wird so zum nachbarschaftlichen Treffpunkt in privater Atmosphäre. Denn Grün bindet nicht nur Feinstaub und sorgt für Schatten und Kühlung, sondern schützt auch vor unerwünschten Blicken. Nicht zuletzt ist ein bepflanzter Vorgarten die wunderschöne Visitenkarte eines Hauses und steigert als solche definitiv den Wert der Immobilie. Ein weiteres Argument dafür, dass der grüne Daumen bei der Gartengestaltung klar nach oben zeigen sollte.
Beitragsfoto: AdobeStock/U. J. Alexander